Nach einer Nacht in einem Motel in Denver haben wir nach einem geeigneteren Schlafplatz für die nächsten 2 Nächte gesucht. Im Hostel unserer Wahl war jedoch alles ziemlich ausgebucht. Der Herr an der Reception konnte jedoch für uns einen guten Deal ausmachen. Anschliessend haben wir uns in der Stadt ein wenig umgesehen. Die Architektur von Denver ist sehr cool und es hat viele Junge Leute. Was das Essen und die Kultur angeht ist definitiv sehr viel Italienisch. Überall hat es Italienische Restaurants die fantastisches Essen zubereiten. So fantastisch, dass wir nach dem ersten Abendessen kaum noch laufen konnten. Da in Colorado der Besitz und Konsum von Cannabis für Private legal ist gibt es auch entsprechend viele Ausgabestellen. Unglaublich viele... Und es gibt leider auch Leute die anscheinend davon in Mitleidenschaft gezogen wurden. Denver hat zwei Gesichter. Zum einen die Aufgestellte Art und Freundlichkeit der Menschen und auf der anderen Seite viele die nur so vor sich hinleben, ganz zu Schweigen von den vielen Obdachlosen. Am zweiten Tag sind wir ins Museum Wings over the Rockies gegangen, wo sie über 150 verschieden Flieger ausgestellt haben die vor allem um die Zeit des zweiten Weltkrieges im Einsatz waren. Auch ein Nachbau des Starfighters aus dem Film Star Wars war ausgestellt, ebenso wie der verschiedene Modell von Raumfahrzeugen und verschiedene Kommunikationsmittel und Uniformen aus den vergangenen Kriegszeiten. Im Anschluss haben wir uns im Biergarten daneben ein kühles Blondes gegönnt.
Nach zwei Tagen haben wir uns aufgemacht in die Berge von Colorado. Genau genommen sind wir schlussendlich in Grand Lake gelandet. Am Östlichen Eingang des Rocky Mountain National Parks. Zuvor haben wir jedoch beim Red Rock einen Zwischenstopp gemacht. Eine knallrote Felsformation ausserhalb der Stadt mit beeindruckender Aussicht über Denver und den Great Plains. Es handelt sich dabei um ein Amphitheater welches dem von Avanches ähnelt nur eben anders. Während unseres Aufenthalts machten ein Paar Tontechniker, den Soundcheck für ein bevorstehendes Konzert. Danach sind wir nach Walden gefahren, welches unsere eigentliche Destination hätte sein sollen. Die Natur dort war karg und wir campierten für eine Nacht am Rande eines abgebrannten Waldes. Zu dieser Jahreszeit sind in der Gegend von Colorado, Montana, Washington und Kalifornien, Waldbrände normal, wie wir erst in Montana von Philipp erfahren haben.
Es war sehr eindrücklich zu sehen wie sich die Wälder auf der einen Seite selbst renaturieren und auf der anderen Seite komplett Tot scheinen. Der Campingplatz war ausgesprochen günstig und basierte auf dem Prinzip der Selbstbedienung. 10$ kostete die Nacht pro Einheit. Andi war es sichtlich unwohl beim Gedanken daran das wir nun voll und ganz im Bärenland sind, während Flo sich nur darauf freute einen Bären zu sehen, zumindest aus der Ferne.
Da wir ja eigentlich fischen wollten und die Flüsse dort beinahe ausgetrocknet waren, haben wir uns entschieden weiter zu fahren und suchten uns den Ort Grand Lake aus. Auf einem sehr Familiären Campingplatz, dem Winding River Resort haben wir unser Zelt aufgeschlagen um für 4 Tage hier zu nächtigen. Unsere Nachbarn waren ein kleines Mädchen und ihre Grossmutter aus Fort Collins die mit uns am Feuer Marshmallows machen wollten. Da sie kein Feuer hatten haben wir natürlich unseres "geliehen". Sie haben uns von der Sonnenfinsternis vom kommenden Montag erzählt und das viele Amerikaner für das Ereignis nach Casper Wyoming reisen werden. Am Standort unseres Campings konnten wir die Eclipse von 95% beobachten. Wir merkten sofort, das wir in den Bergen sind. Die Luft war trockener, die Temperaturen um 25° am Tag und in der Nacht waren es angenehme 2°. Perfekt um sich im Schlafsack einzupacken. Leider war auch in Colorado die Fischerei nicht wirklich erfolgreich. Wir fingen zwar Fische, jedoch waren diese noch in der Kinderstube. So haben wir uns entschieden eine Wanderung durch den Rocky Mountains National Parks zu machen.
So sind wir am Sonntag Morgen früh aufgestanden haben unser Tagesrucksack gepackt und sind direkt vom Zeltplatz aus losgelaufen. Die Angelruten waren selbstverständlich auch dabei. Die Natur und die Berge sind sehr eindrücklich. Zu beginn gab es eine ziemlich happige Steigung die bis zum Gipfel eigentlich anhielt. Danach ging es mehr oder weniger flach oder abwärts weiter. Auf dem Weg trafen wir eine Frau die ebenfalls mit der Fliegenrute unterwegs war. Sie hat uns verraten welche Art fliegen wir nehmen sollen und wo wir die Fische finden. Eine Olive Dun Caddis soll es also sein. Wir waren so gespannt das wir sofort weitergingen um am Tonahutu Creek zu fischen. Einen Pool um den anderen reihten sich Flussabwärts aneinander. Wir fischten gut 1 Stunde und fingen viele Saiblinge, bevor es, wie konnte es auch anders sein, zu Gewittern begann. Keine Gute Idee unter den Blitzen mit einem 3 Meter Stecken rum zu wedeln. Also mussten wir wohl oder übel zusammenpacken und weiter laufen.
Auf dem Weg und kurz vor Schluss haben wir einen Moose beobachten können. Wir kennen den Moose unter Namen Elch. Der Elk (British English) was in Europa der eigentliche Begriff für den Alces alces lat. ist, beschreibt in Amerika jedoch eine ganz andere Spezies nämlich das Cervus Canadensis lat. auch Wapiti genannt. Nach gut 20 km Wanderung kamen wir wieder auf unserem Zeltplatz an, genossen den Rest des Tages bei einem Eiskaffee im Dorf Grand Lake und machten uns noch eine leckere Mahlzeit bevor wir dann wieder schlafen gingen.
Am Tag darauf haben wir noch die Wäsche gemacht bevor wir weiterzogen als es urplötzlich extrem abkühlte. Nur war da kein Wind zu spüren. Dann kam uns in den Sinn, dass es ja eine Sonnenfinsternis geben soll. Als wir in den Himmel blickten sahen wir auch, das die Sonne bereits ein viertel vom Mond bedeckt war. Wir räumten noch auf, knipsten ein paar Fotos von dem Jahrhundertereignis und machten uns mit dem Auto auf in den Osten des National Parks. Auf dem Weg konnten wir verschiedene Tiere beobachten wie Streifenhörnchen und auch Murmeltiere so wie verschiedene Vogelarten. Das Westliche Ende des National Parks bildet das Dorf Estes Park. Von dort aus haben wir aufgrund der Sonnenfinsternis einen Stau beobachtet der sich über 100 Meilen (160Km) bis nach Casper erstreckte. Und wir jammern in der Schweiz wenn es am Gotthard staut. Es kann auch schlimmer sein, wie man sieht. So bei 38° in der Prärie ohne Schatten, ohne Tankstelle oder Einkaufsmöglichkeiten und so :-)
Unser Auto flog förmlich durch die Öl- und Gasfelder von Wyoming, welches den grössten Produzenten des Landes von Öl, Gas und Kohle bildet. Am selben Abend passierten wir noch die Grenze zu Montana und suchten uns gegen Mitternacht in Billings ein Motel. Das Motel6 welches bisher unsere erste Wahl war, hatte einen Totalausfall vom Internet. So mussten wir auf eine andere Kette ausweichen. Ausgeschlafen und voller Energie fuhren wir am nächsten Tag direkt in Richtung Bozeman. Bozeman ist ein Mekka für Fliegenfischer. Überall gibt es Fliegenshops und Top Spots zum Fischen. Bevor wir uns jedoch niederlassen konnten, mussten wir noch ein paar Erledigungen machen. Da wir mit T-Mobile praktisch Null Empfang hatten in den nördlichen Staaten entschieden wir uns den Anbieter zu wechseln. Wir entschieden uns für Verizon. Da die Antennen von Verizon jedoch nicht mit dem Handy von Andi kompatibel waren, hat sich Flo entschieden sich ein neues Handy zu kaufen. Danach haben wir ein Campingplatz gesucht, was mit Internet natürlich einfacher geht. Wir haben es wieder voll getroffen. Alle Campingplätze waren gänzlich ausgebucht da viele Eltern von ganz Amerika ankamen um ihre Kinder beim Schulanfang vom Montag zu begleiten. Das ist wie im Film. Motels, Hostels, Hotels und Campings alles war voll. Der Verkäufer vom Bozeman Anglers hat uns einen Camping im Hyalite Canyon empfohlen. Dies war auch ein Selbstbedienungscamping wo wir dann Philipp trafen der uns angeboten hat auf seinem Stellplatz zu übernachten da er selber nur ein kleines Zelt hatte und ein kleiner Chrysler von seiner Freundin, ging das ohne Probleme. Wir haben noch lange mit einander geredet, zusammen gegessen und er machte noch ein paar Bilder vom Sternenhimmel. Am nächsten Tag sind wir zum Camping Bozeman Hot Springs gefahren, welcher ein Overflow Angebot hatte. Dort kann man Campen wenn alle Plätze ausgebucht sind. Das Feuer machen ist zwar verboten, jedoch kann man mit einem Gaskocher sich das Essen zubereiten. Nachdem das hübsche Mädchen gefragt hat ob der Kocher Strom braucht, was wir erwiderten war auch sie damit einverstanden das wir ein Gaskocher brauchen können.
Die folgenden Zwei Tage haben wir mit dem Angeln verbracht. Zuerst am Gallatin River, welcher schöne Regenbogenforellen hervorbrachte und am zweiten Tag am Madison River. Der Gallatin River schlängelt sich vom Yellowstone herunter nach Big Sky den Bergen entlang, während sich der Madison River in der Prärie breit macht. 3 km sind die Flüsse von einander weg und das Klima ist ein total anderes. Am Madison River haben wir Mike kennengelernt, der uns vor Klapperschlangen warnte und uns Geschichten aus der Bibel erzählte und sich für die Politik in der Schweiz interessierte. Alles in allem ein cooler Typ, der aus Arkansas kommt wo wir vor 3 Wochen waren.
An unserem letzten Tag in Bozeman, bevor es durch den Yellowstone und dann wieder nordwärts nach Seattle gehen soll, wollten wir den Yellowstone besichtigen gehen. Bevor ich jetzt weiter schreibe eine Meldung an alle Eltern: UNS GEHT ES GUT, es ist nichts passiert. Leider hatten wir dann mit dem Auto einen kleinen Unfall und wir fuhren in einen Pfosten der unser Seitenspiegel demolierte. Und nun eine Quizfrage: Was braucht man um draussen zu überleben? Genau ein Leatherman und ein Duck Tape! Ein bisschen Panzerband drum und der Spiegel hält wieder. Da uns jedoch ein Einheimischer darauf aufmerksam machte, dass unser Bremslicht nicht geht haben wir uns entschieden keine Busse zu riskieren und das Auto zu Firestone zu bringen um es zu reparieren. Diese waren aber ausgebucht und sie empfahlen uns das Auto bei Enterprise zu tauschen. Enterprise hatte uns auf eine Warteliste gesetzt bis zum nächsten Tag aber wenn es uns nicht stört dürfen wir auch weiterfahren... Naja Amis halt. But for your safety... werden wir den Wagen lieber tauschen und haben beim Campground eine Nacht verlängert.
Mal schauen was unser Abenteuer noch so bringt. Spannend bleibt es auf jeden Fall. :-D
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WC mit Einschusslöcher |