Sonntag, 10. September 2017

Idaho - Washington


Winchester Lake
Mit grosser Hoffnung und Zuversicht haben wir unser Camp abgebaut und sind weiter in Richtung Idaho gefahren. Nach einer Weile kamen wir in Missoula an und der Himmel war plötzlich kaum noch zu sehen, die Sicht war trüb und grau und die Luft rauchverhangen. In der Nähe war vor einigen Tagen ein grosser Waldbrand der nun das komplette Tal vernebelte. Auf der Suche nach einer Unterkunft fuhren wir durch den dichten Rauch und kamen schlussendlich in Grangeville an. Das wohl einzige Örtchen welches mehr als 20 Einwohner hat. Da wir nichts im Voraus geplant haben, war es natürlich möglich, dass viele Schlafplätze ausgebucht waren. So auch in dem Motel welches wir angefragt haben. Die Dame am Eingang sagte uns, dass sie eine Frau kennt, die Bed and Breakfast anbieten würde. Sie tätigte ein kurzes Telefonat und bestätigte uns, dass wir bei ihr für 90$ nächtigen dürfen. Uns blieb eigentlich auch nichts anderes übrig als dieses dankbare Angebot anzunehmen. Charlotte winkte uns schon auf ihrer Veranda zu als wir mit dem Auto vorgefahren sind.
Küche von Idaho's Grandma
Mit ihrer charmanten und überaus netten Art begrüsste sie uns in ihrem Haus. Sie erzählte uns, dass sie vor vielen Jahren einmal obdachlos war und sie nun sehr glücklich sei, solch ein Haus zu haben. Es war wunderbar. Von der modernen Küche bis zu den rustikalen Möbel in der Eingangshalle wie auch den Zimmern und das Bett war ausserordentlich bequem. Nach den letzten Campingtage konnten wir das wirklich gut gebrauchen. Am nächsten morgen stand das Frühstück schon bereit und sie brutzelte uns, während wir bereits den Kaffee tranken ein "Trucker Breakfast" - Keine Ahnung was da alles drin war aber es war lecker. Dazu gab es Früchte und andere Beilagen. Charlotte oder Idaho's Grandma wie sie sich selber nennt, hatte viele Geschichten zu erzählen von alten Zeiten und von temperamentvollen Pferden die auf tragische Weise ums Leben kamen. Wir verstanden uns sehr gut und halfen Charlotte mit ihrem neuen Galaxy S8 das scheinbar willkürliche und auch seltsame Stimmen abspielte während sie telefonierte. Sie bestand darauf ihr altes Handy zu benutzen und wir haben ihr dabei das Backup auf das zweite Handy gemacht. Sie war so glücklich über unsere Hilfe, dass wir keinen Cent für Übernachtung und Essen bezahlen mussten. Das ist doch mal eine Win-Win Situation! Nachdem wir beinahe bis zum Mittag bei Idaho's Grandma verbrachten mussten wir uns aber wirklich auf den Weg machen.

Space Needle Ausblick

Seattle Pier
In Grangeville selber haben wir noch beim Angel und Jagd Laden halt gemacht. Der Besitzer empfahl uns nach Winchester zu gehen, dort gibt es einen See und viele verschiedene Fische. 40 Meilen später waren wir auch schon da und schlugen gleich neben dem See unser Zelt erneut auf. Soviel vorweg, viele Fische gab es nicht. Andi fing einen Smallmouth Bass und Flo eine Regenbogenforelle. Diese gab den Löffel gleich ab und landete als Vorspeise in der Pfanne. Auf dem Rückweg zum Zelt trafen wir unsere Nachbarn die sehr fasziniert von uns Schweizer im Nirgendwo von Idaho zu sein. Am zweiten Tag wollten wir unbedingt versuchen einen Wels zu fangen. Damit es nicht langweilig wird haben wir auch die Kamera gerüstet um das Lichtspiel zwischen Mond und Sterne festzuhalten. Wir montierten also einen Drillingshacken und daran eine verbrannte Bratwurst. Bevor wir jedoch ans Wasser gehen konnten kam unser Nachbar vorbei und wir verweilten mit ihm noch ein wenig. Er löcherte uns förmlich und wollte alles über uns wissen. Wir sind da ja sehr offen und so wurde es zu einem geselligen Abend bis seine Frau aus dem Wohnwagen schrie und die Türe zuknallte und ihm mit dem Ausschluss drohte. So haben wir uns getrennt und wir gingen dann ans Wasser. Kaum war die Kohlewurst im Wasser zog auch schon etwas daran. Diese Spannung und dabei diese Stille... irgendwie beängstigen aber auch anziehend. Da es sich wohl nur um kleinere Fische handelte, war es uns nicht möglich einer dieser Bisse zu verwerten. So haben wir die Nacht während einer guten Tabakspfeife genossen. Nach einer eher kurzen Nacht, mussten wir Winchester auch schon wieder verlassen und fuhren in Richtung Washington. In Winchester selber entschlossen wir uns noch spontan 2 Wochen Hawaii zu buchen. So muss das sein.
Puget Sounds - Trout Time

Kaum über der Grenze waren ausser endlose Felder kaum was anderes zu sehen. Die Weizenfelder dort sind riesig. Umso weniger verstehen wir nicht, warum es in Amerika beinahe nur Toast und Baegels gibt... Während unserer Fahrt haben wir erneut ein Feuer gesehen. Dieses Mal jedoch ein ganz frisches. Die Rauchwolken strotzten über den Wäldern Washingtons, während wir telefonisch versuchten in Seattle ein Hostel zu buchen doch wir bekamen erst in zwei Tagen zwei Plätze. So haben wir in Easton 2 Nächte auf dem Camping verbracht und sind danach in die Stadt gefahren.

Thai Curry à la Camping (Chlini Ahspielig ad WG)


Washington ist bekannt für Kaffee, dieser komische Mädchenfilm mit dem Titel Twilight wobei ein Mädchen es schafft während 9 Stunden ein trauriges Gesicht zu machen und natürlich der Fischerei, worauf wir uns richtig freuten. Es gibt hier Hechte, Forellen verschiedenster Arten sowie Steelheads und der uns bis dahin unbekannten Sea Run Cutthroat. Dazu jedoch später. Die Stadt Seattle ist absolut toll. Neben den Seahawks und dem Spaceneedle Turm gibt es ein Aquarium wo verschieden Meeres wie auch Süsswasser Tiere betrachtet werden können und unglaublich gute Restaurants. Klar das wir uns ein Teller Austern nicht entgehen liessen. An unserem Abreisetag von Seattle, gingen wir in Patricks Fly Shop um uns über die Fischerei zu erkunden und um uns Tipps über gute Spotts einzuholen. Da wurden wir auf die Sea Run Cutthroats aufmerksam gemacht und waren sofort infiziert. Wir gehen tatsächlich am Meer angeln. Vielleicht mögt ihr euch erinnern als wir von Flo's gebrochener Rute erzählten. Flo hat seine teure Rute kaputt gemacht da er aber eine Lebenslange Garantie darauf hat sollte dies kein all zu grosses Problem darstellen und wir fragten beim selben Shop nach, ob er mir die Rutenspitze tauschen könnte. Er erzählte uns, dass wir mit der Fähre in 30 Minuten in Bainbridge Island sind und dort der Hauptsitz und Herstellungsort von Sage ist. Wir gingen noch am selben Tag nach Bainbridge und haben uns dort für 2 Tage ein Motel gebucht. Am nächsten Tag fuhren wir zu Sage. Die Leute da waren fasziniert, dass wir aus der Schweiz hier her gefunden haben. Sie ersetzten uns die Rute sofort und wir bekamen noch zusätzlich eine ausserplanmässige Tour durch die Werkstadt. Es wahr toll zu sehen wie diese überaus exzellenten Ruten hergestellt werden.

Way to the Sea Run Cutthroat
Nach diesem Erlebnis wollten wir so schnell als nur möglich ans Wasser und Fische fangen. Wir sattelten unsere Wathosen und montierten unsere Montagen für diese für uns fremde Sea Run Cutthroats. Eine #6 Schnur mit Intermidiate Sink Tip und 0.33 Vorfach sollte für dieses Vorhaben ausreichen. Wir waren so aufgeregt, dass wir ganz vergessen haben die Spots die uns der Typ vom Fliegenshop aufgeschrieben hat zu beachten. So sind wir im Olympic Peninsula gelandet. Eine wunderschöne Gegend mit Mammutbäumen, 600 Seen und 7500 Meilen Fluss und natürlich der Küste zum Pazifik. Wir entschieden uns kurz im Fluss unser Glück zu versuchen. Den übrig gebliebenen Resten und Gräten nach sollte es hier riesige Fische geben. Wir haben die Streamer in die Strömung geworfen und so 3 kleine Forellen gelandet. Schon wieder eine Kinderstube... Am selben Abend sind wir wieder zurück nach Poulsbo gefahren wo wir in einem Shop was tauschen mussten und danach sind wir gleich zu einem dieser Spots gefahren. Der State Beach Park soll es sein. Am Parkplatz lernten wir Suni und Kelly Davies kennen die auch angeln und uns zu einem Abendessen mit dem Washington Fly Fishing Club eingeladen haben. Zunächst wollten wir jedoch Fische fangen.

Der wind schlug die Wellen gegen das Land und wir stürmten mit unseren Wathosen in die See. Nach gefühlten 100 Würfen der ersehnte Biss und eine wunderbare Meerforelle konnte gelandet werden! Flo's erste überhaupt und ein absoluter faszinierender Fisch. Stark, kämpferisch und schnell. So war auch unser Führungsstil dem von uns genannten "Rolly Polly Style" wobei die Ruten unter den Arm geklemmt wird und mit beiden Händen in einem gleichmässigen Rhythmus eingestrippt wird. Dies schienen die flinken Forellen zu mögen. Nach einer Weile kamen zwei Herren vorbei die uns auf unsere Reise angesprochen haben und natürlich haben sie auch unseren Führungsstil bemerkt und wir konnten den Erfahrenen Fliegenfischern noch was beibringen. Das ist genau das was die Fischerei ausmacht. Den gegenseitigen Austausch, den Zusammenhalt und natürlich die verbundene Liebe zur Natur. Es stellte sich heraus, dass sie auch vom Waschington Fly Fishing Club sind und wir von ihnen ebenfalls nochmals eingeladen wurden. Nachdem lockeren Gespräch haben wir uns auf gemacht um unser Zelt im Park aufzuschlagen und uns fertig zu machen für das Event. Wir trafen viele Leute von verschiedenen Generationen die alle ganz gespannt darauf waren mit uns bei einem Bier und Pizza über das Angeln in der Schweiz, in den USA und generell inklusive unsere Reise zu reden, während die Delfine draussen in der Bucht buckelten und die Sonne hinter den Hügeln des Puget Sounds unterging. Herzlichen Dank noch einmal an dieser Stelle an den WFFC! Es war absolut genial mit euch.

Einen Abend mit dem Washington Fly Fishing Club - Hoffentlich bald wieder!



Nach diesem Erlebnis waren wir umso motivierter am nächsten Tag unsere Fliegen erneut in die Wellen zu werfen und warteten dafür die Flut ab. Jetzt ist ein guter Moment für die Forellen. Nach gut einer Stunde hat erneut eine noch grössere Forelle an Flo's Fliege gefallen gefunden. Diese Orangene Spider Fliege scheint sehr gut zu laufen. Bei Andi war irgendwie der Wurm drin aber man sagt ja die Meerforelle ist der Fisch der 1000 Würfe. In diesem Sinne bleiben wir dran und freuen uns auf weitere Fangbilder.
Space Needle - Seattle